Der erste Weltkrieg war wohl der erst moderne Krieg:
Giftgas, stagnierende Fronten, Ratten, Flammenwerfer, Grabenkämpfe und
Generäle, die ihre Truppen wie Holzkohle verheizten machten ihn auch zu einem
der Grausamsten. Obwohl der erste Weltkrieg eine gut etablierte Zeitepoche in
der Literatur und im Film ist, wird er doch von Videospielentwicklern nur
ungern angegriffen. Zu schwer ist es einen Krieg, der in anderen Medien
meistens als sinnloses Massensterben dargestellt wird, als launigen,
massenmarkttauglichen Shooter zu verwirklichen. Aber der Multiplayershooter
Verdun versucht das erst gar nicht, sondern versucht seinen eigenen Weg zu
gehen.
Verdun schafft es während des Spielens eine durchaus
bedrückende Atmosphäre herzustellen. Die Maps, die meistens aus verzweigten
Gräben bestehen, lassen außer sehr viel Braun kaum andere Farben durchblitzen.
Der blaue Himmel, der in den meisten Karten vorherrscht, wirkt als starker
Kontrast gegenüber dem braunen, matschigen Kampfboden als starker Kontrast.
Hier wird das geringe Budget von Verdun sogar zum Vorteil. Die relativ
unzeitgemäße, matschige Grafik verstärkt das Gefühl des schlammigen Kampffelds
sogar noch. Vergleicht man Verdun zum Beispiel mit Battlefield 1 sieht man den Unterschied: in Battlefield 1 sind die meisten Karten farblich abwechslungsreich und wirken nicht so trist wie die Verdun. Battlefield 1 hat hier aber eindeutig den Weg des massenmarkttagulichen Shooters gewählt.
Das rigorose Verschwenden von Menschenleben während des
Krieges spiegelt sich sogar in der Spielmechanik wieder: im Spielmodus
Frontlines herrscht ein ständiges Tauziehen mit dem Gegner. Man kämpft sich
vorwärts um einen Graben zu erobern. Die Hälfte des Teams stirbt bei dem
Ansturm, die andere Hälfte im Grabenkampf. Die nächste Welle oder die
Übernächste schafft es den Graben einzunehmen, daraufhin muss das Gegnerteam das
Gleiche machen, wie man vorhin selbst. Zuerst schafft man es einige Anstürmende
mit seinem Gewehr aus der Deckung aufzuhalten bis sich die Gegnerhorden in den
Graben ergießt und ein wirrer Nahkampf mit Bayonet und Pistolen entbrennt. Bis man
entweder den Graben hält und sich weiter nach vorne arbeitet oder man verliert
den Graben und muss fliehen und den Nächsten verteidigen. Man selbst und seine
Teammitglieder sterben beim Ansturm oder bei der Verteidigung immer wieder,
einerseits ist das Ganze natürlich frustrierend aber visualisiert das sinnlose
Sterben des Krieges perfekt.