Samstag, 24. Juni 2017

Nyarlathotep, Flagg und V.M.

Nyarlathotep in seiner Pharaoh-Form
[Folgender Artikel enthält Spoilern zu Stephen King's The Stand und Staffel 1 und 3 von Fargo]

Nyarlathotep. Das schleichende Chaos. So nannte HP Lovecraft die von ihm erfundene Figur. Später sollte diese Gestalt noch in mehreren Kurzgeschichten des amerikanischen Horrorautors auftauchen und eine Art Bösewicht begründen, die bis heute verwendet wird.

Randall Flagg
Im Mythos der Geschichten Lovecrafts ist Nyarlathotep ein gottähnlicher Charakter, der 1000 Gestalten annehmen kann (meist wird er aber als Pharao dargestellt) Seine Intention ist nie wirklich klar aber oft scheint er Freude daran zu haben mithilfe von Gestaltwandlerei Chaos und Missgunst unter den Menschen zu streuen. Inspiriert von diesem Charakter sollten andere Autoren ähnliche Charaktere erschaffen: so ist der Antagonist in The Stand von Stephen King, Randall Flagg, ein Mann, der die Welt nur brennen sehen will. Ähnlich wie in dem Gedicht Nyarlathotep (wo  Nyarlathotep das erste Mal auftauchte) ist Randall Flagg ein charismatischer Mann, der eine große Folgschaft in der postapokalyptischen Welt von The Stand zusammenscharen kann.
Malvo

Ein weiteres Exampel für diese Art des Bösewichten ist Fargo. Schon die erste Staffel hat eine Rendition dieses Charaktertyps: der Berufsattentäter Malvo ermutigt den eigentlich gutmutigen Versicherungsangestellten Nygaard zu einem Mord und stürzt folgend eine kleine Stadt ins Chaos. Malvo zeigt  fast schon hellseherische Voraussicht und eine übermenschliche Ruhe, handelt aber öfters unnachvollziehbar. In der dritten Staffel taucht noch eine Nyarlathotep ähnlichere Interpretation auf: V.M. Varga. Varga bewahrt  ähnlich wie Malvo immer die Überhand und kann auch ohne Probleme einem Attentat entkommen. Immer wieder wird die Frage gestellt: "Für was steht eigentlich V.M.?" Aber nie gibt es eine Antwort auf diese Frage. Als jemand versucht Varga im Internet zu finden, wird dieser gehackt und noch am selben Tag aus einem Fenster gestoßen. 

V.M. Varga, all diese Charaktere haben ein seltsames Äußeres, V.M. hat verfaulte Zähne, Malvo eine Lesebrille, Flagg kleidet sich wie ein Obdachloser






 Was all die bis jetzt genannte Charaktere gemeinsam haben ist, dass ihre Intentionen nie komplett klar oder nachvollziehbar sind. Flagg will zwar das Gute auslöschen, Varga und Malvo wollen wohl nur Geld haben,  aber ihre wahren Hintergrundgeschichten und Pläne bleiben unausgeführt. So wird ein gewisser Mythos um die Charaktere zu bauen. Auch haben Varga und Co. in nahezu jeder Situation die Überhand, sie bewahren immer eine nahezu irrationale Kühle scheinen oft über übermenschliche Kräfte zu verfügen: Flagg kann durch die Augen von Tieren blicken, Malvo kann ohne Probleme ein ganzes Verbrechersyndikat auslöschen,…


Was Malvo, Flagg und Varga noch mit dem unsterblichen, schleichenden Chaos gemeinsam haben ist ihre Mortalität. Malvo wird zwar erschossen aber nicht ohne seine intellektuelle Überlegenheit mit einem kurzem Quip zu demonstrieren, Varga fällt zwar der Polizei in die Hand es wird aber offen gelassen ob er wirklich von diesen für seine Verbrechen verurteilt werden kann und Randall Flagg? Dieser verpufft einfach als eine Atombombe in seinem Gesicht explodiert.




Sonntag, 18. Juni 2017

Corporations in Space

Videospiele stehen im Schatten einer langen Historie an stereotyp-bösen Firmen. Sei es nun die Umbrella Corporation aus Resident Evil oder die Aesir Corporation aus Max Payne, sie alle sind böse, aber auf die katzenstreichelnder, Schnurrbart zwirbelnder Fiesling in großen Ledersessel mit Weltbeherrschungsplänen und einem osteuropäischen Akzent Art, all in allem relativ grobschlächtig. Umbrella Corp. erschafft Zombies als Bio-Waffe. Aesir vertickt die Droge Valkyr an Kriminelle. Aber das dieses Jahr erschienene Prey sollte das Thema etwas subtiler angehen.

Wenn man Prey beginnt kommt einem die TranStar Corporation zwar etwas “shady“ vor aber man ist mehr damit beschäftigt Teeraliens mit einem Schraubenschlüssel zu verdreschen. Aber je mehr man die Weltraumstation erkundet desto mehr schwingt die Sympathie über zu TranStar. Bevor alles den Bach runter ging hatten die Mitarbeiter eine großzügige Bezahlung, luxuriöse Wohnmöglichkeiten und relativ viel Freizeit für den gemeinen, wissenschaftlichen Arbeiter. Aber je mehr man sich in abgesperrte Gebiete vorwagt, desto mehr Unangenehmes findet man heraus: TranStar nutzt Gefängnisinsassen zu Versuchszwecken und schickt im letzten Viertel des Spieles einen Attentäter auf die Station um jegliche Zeugen zu liquidieren. Außerdem arbeitet TranStar willens an einem Produkt, den Neuromods, die die Kluft zwischen Arm und Reich noch vergrößern wird. Am Ende von Prey stellt sich sogar heraus, dass TranStar durch ihr unvorsichtiges Handeln sogar die gesamte Erde der Apokalypse preisgegeben hat.
 

Der aufmerksame Leser möge jetzt sagen: das klingt doch sehr stereotyp!? Was TranStar schlussendlich macht ist auch sehr Böse-Firma-klassisch aber ihre Machenschaften sind immer hinter einer Fassade (aus Art-Deco) verborgen. Wie in etwa im echten Leben? Firmen wie Nestle geben sich immer gerne familiennah und umweltfreundlich, entziehen aber hinter ihrem freundlichen Medienlächeln verarmten Afrikanern ihr Trinkwasser. Im echten Leben gibt es keinen Albert Wesker sondern eher einen Allen Welsh Dulles, der eine kreiert Zombies, der andere stürzt demokratische Regierungen. Schlussendlicher Unterschied: der eine hat ein Faible für Trenchcoats und Sonnenbrille, der andere nicht. Selbst die menschenverachtendste Firma kann dank Werbung und Imageprägung noch als freundlich wahrgenommen werden. 







(und ich wette Google hätte auch gerne ihren eigenen, persönlichen Walther Dahl gehabt, als die ganzen Überwachungsvorwürfe laut wurden)