Sonntag, 15. April 2018

APR und MPLA


Afrika hat sich, ähnlich wie der Nahe Osten, als eines dieser Dauerkrisengebiete in das kollektive Gedächtnis eingebrannt. Natürlich teilweise zu Unrecht, wie durchaus stabile Staaten wie Südafrika zeigen, aber viele der fortwährenden Konfliktherde lassen sich nicht leugnen. Aus einem Mischmasch von Klischees und Anekdoten von eben diesen afrikanischen Krisen sollte Ubisoft Montreal 2008 Far Cry 2 entwickeln.

Propaganda von APR und MPLA, Seite an Seite
Als Söldner wird der Spieler in die fiktive Spielwelt geworfen um einen Waffenhändler auszuschalten, der beide Seiten des tobenden Konflikts mit Kriegsmaterial beliefert, nur um sich kurze Zeit später eben beiden Seiten auch selbst anzudienen. Die beiden größten Konfliktparteien erinnern wage an den Bürgerkrieg in Angola. Nach der Unabhängigkeit Angolas 1975 von Portugal entfachten die von der Sowjetunion und Kuba unterstütze MPLA und die von China und den USA gestützte UNITA einen mehrjährigen, blutigen Bürgerkrieg, der schließlich mit einem Sieg der MPLA endete und zur Einfuhr eines nur mäßig funktionalen demokratischen Systems führte. Also wo fangen die Parallelen zwischen Spiel und Realität an? APR, UFLL und MPLA, UNITA gleichen sich schon in ihren Abkürzungen, noch deutlicher wird es wenn man mal die Abkürzungen Abkürzungen sein lässt und die eigentlichen Namen vergleicht: die Alliance for Popular Resistance (APR) steht der Movimento Popular de Libertação de Angola (dt.: Volksbewegung zur Befreiung Angolas) gegenüber. Symbolisch gleichen sich die beiden Parteien, beide verwenden einen Stern und auch farblich ist eine gewisse Nähe vorhanden.
Flagge der APR und der MPLA, Seite an Seite

União Nacional para a Independência Total de Angola (dt.: Nationale Union für die völlige Unabhängigkeit Angolas) und die United Front for Liberation and Labour gleichen sich auch wiederum im Namen. Ideologisch ist auch eine gewisse Ähnlichkeit feststellbar: die UFLL in Far Cry 2 wird in Nebensätzen öfters als kommunistisch beschrieben, UNITA war (zumindest am Anfang des Angola-Konflikts, später wurde sie vermehrt eine konservative Kraft) maoistisch eingestellt.

Far Cry 2 wischt allerdings viele der Kalten-Krieg-Dynamiken zur Seite und baut ein zwar sehr eindeutig auf den Angola-Bürgerkrieg basierenden aber doch fiktionalisierten Konflikt mit all seinen Gräuel auf. Ideologisch bleibt auch wenig von den zwei Konfliktparteien übrig, schlussendlich wirken sie wie zwei bewaffnete Gangs, die hauptsächlich an den Diamantenvorräten des fiktiven Landes interessiert sind.