Selten gab es ein Indiestudio, das so einzigartige Videospiele produzierte, wie Minor Key Games. Das Zwei-Mann-Team zeichnete sich durch innovative und thematisch variierte Spiele aus, die aber nie einen Mainstreamerfolg feiern konnten. Eben deswegen kam das Projekt Minor Key schlussendlich ins Straucheln. Obwohl und gerade eben weil fraglich ist, ob je ein neues Spiel von diesem Duo erscheinen wird, ist es an der Zeit einen Blick auf die Geschichte von Minor Key Games zu werfen:
You have to
win the game
Mit dem Schließen von renommierten Entwicklungsstudios
entsteht immer eine zweite Chance. Davon kann das Bruderpaar David Pittman und
J. Kyle Pittman berichten. David Pittman war ursprünglich bei 2k Marin
angestellt, und werkte an Bioshock 2 und The Bureau: XCOM Declassified mit, bis
er seinen Posten verlor. J. Kyle Pittman war Entwickler bei Borderlands 2, bis
auch er seinen Job einbüßen musste. Die zwei nun arbeitslosen Brüder, die beide
schon seit ihrer Kindheit eine Begeisterung für Videospiele und für das
Programmieren zeigten, schloss
en sich Juli 2013 zusammen um Minor Key Games zu
gründen. Ein Jahr zuvor hatte J. Kyle Pittman sein Soloprojekt You have to winthe game, eine Ode an die Plattformer des NES, veröffentlicht. Das Zweierteam
trennte sich nie wirklich von den Rollen als Einzelentwickler und verfolgte
jeweils selbstständig ihre eigenen Projekte.
Through the
looking glass
Schon im Oktober 2013 erschien das von David Pittman
federführend entwickelte Eldritch, eine wilde Kombination aus den bizarren
Kreaturen aus den Horrorgeschichten H.P. Lovecrafts, den immersiven Designphilosophien
des Entwicklungsstudios Looking Glass, und den zu dieser Zeit populären
Roguelike-Mechaniken. Eldritch zeichnete sich besonders durch eine
spannungsgeladene Atmosphäre, die oft trotz des größteils auf Süß getrimmten
Artdesigns an die eines Horrorspiels heranreichte, und die umfangreiche
Handlungsfreiheit. Laut David Pittman war Eldritch zwar nur ein mäßiger
finanzieller Erfolg aber ein „guter Startpunkt“
Struct with financial
problems
Oktober 2014 legte J. Kyle Pittman mit Super win the game einen Nachfolger zu You
have to win the game nach. David Pittman vermeldete während er noch am vage
gehaltenen Projekt NEON struct arbeitete, dass er auf einen finanziellen Erfolg
diesen hoffte, da er immer mehr in Finanzierungsnöte geriet. J. Kyle Pittman
begann derweilen an der Entwicklung von Gunmetal Arcadia, ein Tribut an das
Sidescroller-Rollenspiel Zelda II.
Deus ex machina
NEON struct stellte sich als zwar als großartiges Spiel
heraus als es 2015 erschien aber der finanzielle Erfolg blieb für David Pittman
aus. NEON struct, das maßgeblich von der Snowden-Affäre inspiriert wurde und
auch zu genüge die Themen Spionage und Überwachung in einer dystopischen Welt
erforschte. Das von Thief und Deus ex inspirierte Schleichspiel flog aber unter
dem Radar vieler Kritiker. Wenn es aber trotzdem bewertet wurde, wurden
Leveldesign, Story und wieder einmal die spielerische Freiheit gelobt.
The troubles
Aufgrund von Zeitdruck und immer fortschreitenden
finanziellen Problemen kam es im September 2016 zu dem Release des spielerisch
höchstens mittelmäßigen Vampir-Roguelike Slayer Shock. Zusätzlich wurde viel zu
wenig Geld in die Kassa gespült und David Pittman musste sich nach 4 Jahren aus
der Indieszene zurückziehen und schloss sich dem Studio Question an um an The
Blackout Club mitzuarbeiten.
Still kicking
Davids Bruder J. Kyle Pittman allerdings arbeitete derweilen
weiter an Gunmetal Arcadia, von welchem er einen Vorgeschmack in der Form des
Prequels Gunmetal Arcadia Zero veröffentlichte. Februar 2017 erschien der “real deal“
und Gunmetal Arcadia auf Steam ohne große Fanfaren veröffentlicht. Mit spaßigem Gameplay und
viel Nostalgie erwirtschaftete sich Gunmetal Arcadia eine kleine
Fangemeindschaft. Zu Halloween erschien das Adventure Eponymous, das versuchte
durch Bizarres und Zusammenhangloses ein einstündiges Horrorspiel aufzubauen.
Ein Hauptgegner des Studios war, obwohl Minor Key Games
nahezu durchgängig immer grandiose Videospiele produzierten, die Überflutung
des Indiemarktes mit Billigspielen und der hohe Konkurrenzdruck auf Seiten wie
Steam, der das Brüderduo immer in finanzieller Not schweben ließ.