Videospiele stehen im Schatten einer langen Historie an
stereotyp-bösen Firmen. Sei es nun die Umbrella Corporation aus Resident Evil
oder die Aesir Corporation aus Max Payne, sie alle sind böse, aber auf die
katzenstreichelnder, Schnurrbart zwirbelnder Fiesling in großen Ledersessel mit
Weltbeherrschungsplänen und einem osteuropäischen Akzent Art, all in allem
relativ grobschlächtig. Umbrella Corp. erschafft Zombies als Bio-Waffe. Aesir
vertickt die Droge Valkyr an Kriminelle. Aber das dieses Jahr erschienene Prey
sollte das Thema etwas subtiler angehen.
Wenn man Prey beginnt kommt einem die TranStar Corporation zwar
etwas “shady“ vor aber man ist mehr damit beschäftigt Teeraliens mit einem
Schraubenschlüssel zu verdreschen. Aber je mehr man die Weltraumstation
erkundet desto mehr schwingt die Sympathie über zu TranStar. Bevor alles den
Bach runter ging hatten die Mitarbeiter eine großzügige Bezahlung, luxuriöse
Wohnmöglichkeiten und relativ viel Freizeit für den gemeinen,
wissenschaftlichen Arbeiter. Aber je mehr man sich in abgesperrte Gebiete vorwagt,
desto mehr Unangenehmes findet man heraus: TranStar nutzt Gefängnisinsassen zu
Versuchszwecken und schickt im letzten Viertel des Spieles einen Attentäter auf
die Station um jegliche Zeugen zu liquidieren. Außerdem arbeitet TranStar willens
an einem Produkt, den Neuromods, die die Kluft zwischen Arm und Reich noch
vergrößern wird. Am Ende von Prey stellt sich sogar heraus, dass TranStar durch
ihr unvorsichtiges Handeln sogar die gesamte Erde der Apokalypse preisgegeben hat.
Der aufmerksame Leser möge jetzt sagen: das klingt doch sehr
stereotyp!? Was TranStar schlussendlich macht ist auch sehr
Böse-Firma-klassisch aber ihre Machenschaften sind immer hinter einer Fassade
(aus Art-Deco) verborgen. Wie in etwa im echten Leben? Firmen wie Nestle geben
sich immer gerne familiennah und umweltfreundlich, entziehen aber hinter ihrem
freundlichen Medienlächeln verarmten Afrikanern ihr Trinkwasser. Im echten
Leben gibt es keinen Albert Wesker sondern eher einen Allen Welsh Dulles, der
eine kreiert Zombies, der andere stürzt demokratische Regierungen.
Schlussendlicher Unterschied: der eine hat ein Faible für Trenchcoats und
Sonnenbrille, der andere nicht. Selbst die menschenverachtendste Firma kann
dank Werbung und Imageprägung noch als freundlich wahrgenommen werden.
(und ich
wette Google hätte auch gerne ihren eigenen, persönlichen Walther Dahl gehabt,
als die ganzen Überwachungsvorwürfe laut wurden)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen