Samstag, 6. Mai 2017

Unerwartete Angst

Haunts
Horror funktioniert immer am besten, wenn man es nicht erwartet. Wenn man sich einen Horrorfilm ansieht, weiß man meist grundsätzlich was man zu erwarten hat. Das macht Filme, wie Johnny zieht in den Krieg und viele Filme von David Lynch, interessant, diese sind zwar keine Horrorfilme, bieten aber bizarre Situationen und eine Atmosphäre des Unbehagens. Das gibt es auch im Bereich der Videospiele:

Spookys Hause of Jumpscares
Das durchaus bekannte Indiespiel Spookys House of Jumpscares beginnt zwar recht süß, mit Monstern aus Pappe und Katzenpostern, wird fortlaufend immer bizarrer und unfreundlicher. Später treten immer mehr paranormale Wesen (dieses Mal nicht aus Pappe) auf und wird generell brutaler, mit blutigen Jumpscares und einer konstanten Druckausübung auf den Spieler. Wär ein harmloses, „süßes“ Spiel erwartet hat ist überrascht.

Ein weiteres Spiel  wo man den spontanen Horror nicht erwarten würde sind die originalen Thief-Spiele. Der erste Teil hat gleich mehrere Level, wo man sich in heimgesuchtes Territorium vorwagt. Sei es nun den zombieverseuchten Bonehoard, die verfluchten Minen des Cragsleft-Gefängnises, das alte Viertel mitsamt seiner verwünschten Kathedrale. Thief 1 beginnt mit einer recht geerdeten Mission in einer Burg eines Lords, driftet aber schon in der zweiten Mission in den Horror ab. Für einen noch größeren Überraschungseffekt kann Thief 2 hier ab sorgen:


Das zombieverseuchte Bonehoard
Thief 2: the metal age wirft einen Großteil der übernatürlichen Elemente über Bord und widmet sich stattdessen Steampunkrobotern und fanatischen Technokraten. Die Horrorelemente haben aber unter der Oberfläche aber überlebt. So kann man in der Mission Blackmail ein geheimes Verließ finden, dass von einem sogenannten Haunt heimgesucht wird. Haunts haben die unangenehme Eigenschaft stark und schnell mit ihren Schwertern zuzuschlagen, schneller als der Spieler zu rennen, Stöhnen und Kettenrasseln zu produzieren und auch noch den Spieler besser als alle anderen Gegner zu hören und zu sehen (was in einem Schleichspiel nicht zu vernachlässigen ist) Man stelle sich ein 13-jähriges Ich vor, dass diesen Gegnertyp zum ersten Mal begegnet und völlig überraschend von diesem in ein paar Schlägen plötzlich niedergestreckt wird. 



Sonntag, 30. April 2017

Call of Duty 2: (Anti)kriegsspiel (?)

"All wars are civil wars, because all men are brothers."
 - Francois Fenelon

Das erste Call of Duty war ein schlechtes Spiel, die Verteilung von Medipacks machte das Spiel auf den höheren Schwierigkeitsgraden zu schwer und auf den Niedrigeren zu leicht, die Level war trist und zu braun. Call of Duty 2 sollte einiges verbessern, das Medipack-System wurde gegen Autohealing ersetzt, was zwar bis heute bei vielen Spielern verpönt ist aber einfach besser in Call of Duty 2 funktionierte. Die hässlichen Level aus dem ersten Teil wurden gegen lebendigere Missionen in abwechslungsreicheren Szenarien getauscht.

Landung am Pointe-Du-Hoc
Die neueren Call of Dutys sind immer etwas verpönt dafür, dass sie sehr amerikaophil und militärverherrlichend sind (auch wenn Spiele wie Advanced Warfare öfters auch kritischere Töne eingestreut haben) Und diese Vorwürfe sind durchaus berechtigt, besonders was die Darstellung von Folter als „gerechtfertigt“ angeht, fällt Call of Duty öfters auf. Auch Call of Duty 2 ist da nicht ganz unschuldig, die erste Mission zeigt gleich eine „Verhörung“ eines Wehrmachtssoldaten durch einen Offizier der roten Armee. Es ist aber diskutabel ob man diese Szene verherrlichend nennen kann, unter anderem da sie nicht sonderlich effektiv ist und sie von einem sowjetischen Offizier ausgeführt wird, die nicht unbekannt für ihre Kriegsverbrechen sind.


Call of Duty 2 schickt den Spieler öfters in Situationen, wo er unterlegen ist. Sei es die Erstürmung des Hill 400 oder die Haltung eines Gebäudes in Stalingrad gegen Unmengen deutscher Truppen, in solchen Situationen stirbt der Spieler öfters und muss neuladen. Die Missionen sind öfters hoffnungslos und basieren teilweise auf echten Ereignissen. Der Sturm auf den Hill 400 durch Bunkeranlagen, Stacheldraht und die darauffolgende Verteidigung der Hügelspitze sind echte Ereignisse gewesen. Am Ende dieses Gefechts waren nur noch 32 amerikanische Soldaten am Leben und Call of Duty 2 spiegelt die Ausweglosigkeit dieser Schlacht durch seinen Schwierigkeitsgrad gut wieder.
 

Mission in Stalingrad
Es ist nach wie vor fraglich ob Call of Duty 2 wirklich ein Anti-Kriegsspiel ist. Einerseits rechtfertigt es immer wieder seine Gewalt und ergötzt sich gegen Ende im Patriotismus (die amerikanische Kampagne endet mit einer Beförderung des Spielers und mit der Weiterführung des Krieges) andererseits gibt es immer nach dem Ableben des Spielers immer ein Zitat von einer berühmten Persönlichkeit, wie Winston Churchill, Erich Kästner oder Albert Einstein, über die Grausamkeit des Krieges. Call of Duty 2 ist sicher kein Im Westen nichts Neues in Videospielform aber setzt durchaus einige interessante Akzente.