Sonntag, 18. Juni 2017

Corporations in Space

Videospiele stehen im Schatten einer langen Historie an stereotyp-bösen Firmen. Sei es nun die Umbrella Corporation aus Resident Evil oder die Aesir Corporation aus Max Payne, sie alle sind böse, aber auf die katzenstreichelnder, Schnurrbart zwirbelnder Fiesling in großen Ledersessel mit Weltbeherrschungsplänen und einem osteuropäischen Akzent Art, all in allem relativ grobschlächtig. Umbrella Corp. erschafft Zombies als Bio-Waffe. Aesir vertickt die Droge Valkyr an Kriminelle. Aber das dieses Jahr erschienene Prey sollte das Thema etwas subtiler angehen.

Wenn man Prey beginnt kommt einem die TranStar Corporation zwar etwas “shady“ vor aber man ist mehr damit beschäftigt Teeraliens mit einem Schraubenschlüssel zu verdreschen. Aber je mehr man die Weltraumstation erkundet desto mehr schwingt die Sympathie über zu TranStar. Bevor alles den Bach runter ging hatten die Mitarbeiter eine großzügige Bezahlung, luxuriöse Wohnmöglichkeiten und relativ viel Freizeit für den gemeinen, wissenschaftlichen Arbeiter. Aber je mehr man sich in abgesperrte Gebiete vorwagt, desto mehr Unangenehmes findet man heraus: TranStar nutzt Gefängnisinsassen zu Versuchszwecken und schickt im letzten Viertel des Spieles einen Attentäter auf die Station um jegliche Zeugen zu liquidieren. Außerdem arbeitet TranStar willens an einem Produkt, den Neuromods, die die Kluft zwischen Arm und Reich noch vergrößern wird. Am Ende von Prey stellt sich sogar heraus, dass TranStar durch ihr unvorsichtiges Handeln sogar die gesamte Erde der Apokalypse preisgegeben hat.
 

Der aufmerksame Leser möge jetzt sagen: das klingt doch sehr stereotyp!? Was TranStar schlussendlich macht ist auch sehr Böse-Firma-klassisch aber ihre Machenschaften sind immer hinter einer Fassade (aus Art-Deco) verborgen. Wie in etwa im echten Leben? Firmen wie Nestle geben sich immer gerne familiennah und umweltfreundlich, entziehen aber hinter ihrem freundlichen Medienlächeln verarmten Afrikanern ihr Trinkwasser. Im echten Leben gibt es keinen Albert Wesker sondern eher einen Allen Welsh Dulles, der eine kreiert Zombies, der andere stürzt demokratische Regierungen. Schlussendlicher Unterschied: der eine hat ein Faible für Trenchcoats und Sonnenbrille, der andere nicht. Selbst die menschenverachtendste Firma kann dank Werbung und Imageprägung noch als freundlich wahrgenommen werden. 







(und ich wette Google hätte auch gerne ihren eigenen, persönlichen Walther Dahl gehabt, als die ganzen Überwachungsvorwürfe laut wurden) 

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